Betreff: Zur Ergänzung des vorigen EintragsRund um Laichingen
Feuer unterm Dach der Münsinger Volksbank
Aufsichtsräte kündigen Vorstand auch wegen angeblichen Fusionsgesprächen mit Volksbank Laichinger Alb – und werden abgesetzt
Die offenen Abstimmungen der Volksbank-Vertreter in Münsingen mit blauen Karten fielen eindeutig aus, die geheimen später ebenso. Allerdings anders als von den Mitgliedern des Aufsichtsrats erhofft. Denn die Mehrheit der Vertreter wählte sie ab. Den v (Foto: Markus Niethammer)
Von Uwe Rogowski, Christine Dewald, SZ
Münsingen Seit Wochen hat die Münsinger Volksbank keinen Aufsichtsrat mehr, der den Vorstand kontrollieren soll. Die Posten sollen in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwoch, 15. Januar, besetzt werden. Ursache ist ein offen geführter Grabenkampf zwischen dem bisherigen Aufsichtsrat und dem Vorstand der Münsinger Volksbank. So warf der siebenköpfige Aufsichtsrat diesem unter anderem vor, Fusionsgespräche mit der Volksbank Laichinger Alb geführt zu haben.
Vor 367 Vertretern lieferten sich die Beteiligten im Saal der Münsinger Alenberghalle am 11. Dezember einen wohl einmaligen Krimi, berichtete der Reutlinger Generalanzeiger. Versammlungsleiter Mathias Klasen von der Rechtsberatung des Württembergischen Genossenschaftsverbands machte gleich am Anfang die Regeln klar. „Auf der Basis von solidem Halbwissen diskutieren wir hier bitte nicht.“
Gespräche über Fusion mit Volksbank Laichinger Alb?
Zu viel aber war schon vorgefallen, als dass sich alle Beteiligten daran hielten. Denn die Mitglieder des Aufsichtsrats hatten die beiden Vorstandsmitglieder Christian Bückle und Jadranka Werner bereits Ende November fristlos entlassen. Die Gründe legte die Aufsichtsratsvorsitzende Christl Schneider den Vertretern bei der Versammlung vor: Die Vorstände Jadranka Werner und Christian Bückle hätten es monate- und jahrelang versäumt, von der Genossenschaftsverband und der Bundesbank mehrfach angemahnten Mängel in der Organisation des Bankhauses zu beseitigen. Stattdessen seien unter ihrer Führung Mitarbeiter gemobbt, bespitzelt und überwacht worden.
Diese Vorwürfe wies Christian Bückle zurück: „Wir sollen die Sündenböcke sein für die Vergangenheit.“ Die Mängel bestünden seit Jahren, es dauere eben, sie abzuarbeiten, so Werner. Und: „Wir waren auf einem guten Weg, die Volksbank Münsingen nach vorne zu bringen.“ Sein Rechtsanwalt Michael Ziechnaus teilte mit, er habe eine Kündigungsschutzklage beim Landgericht Tübingen eingelegt – dabei geht es um das dienstrechtliche Verhältnis seiner Mandanten zur Volksbank, in der Versammlung ging es um die Stellung als Mitglied im Organ „Vorstand“.
Stutzig gemacht habe den Aufsichtsrat aber auch, so Schneider, dass die Vorstandsmitglieder „Strukturfragen“ mit der Volksbank Laichinger Alb diskutiert hätten. „Wir brauchen keine Fusion“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende.
Vorstandsmitglieder beider Banken weisen Spekulationen um Fusion zurück
Dass an eine solche überhaupt gedacht worden sei, bestritt Bückle. Auch Edwin Widmann, eines von beiden Vorstandsmitgliedern der Volksbank Laichinger Alb, wies die Vorwürfe auf SZ-Nachfrage am Donnerstag zurück: „Das stimmt nicht.“ Vielmehr hätten sich die beiden Volksbanken, die unabhängig voneinander sind, lediglich ausgetauscht. „Solche Gespräche gibt es hin und wieder.“ So würden sich auch die Führungskräfte der Volksbanken im Alb-Donau-Kreis drei bis vier Mal im Jahr zusammensetzen und überlegen, wie Vorgaben vom Dachverband der Volksbanken umgesetzt werden könnten. Da es aufgrund der geografischen Nähe Berührungspunkte nach Münsingen gibt, tausche sich die Laichinger Genossenschaftsbank ein Mal im Jahr mit den Kollegen aus dem Kreis Reutlingen aus.
Vorstände um 0.43 Uhr nach Kündigung wieder im Amt
Doch zurück zur fast schon historischen Sitzung: Die Mehrheit der anwesenden Vertreter zeigte sich von den Vorwürfen des Aufsichtsrates unbeeindruckt. Es war 0.43 Uhr, als Versammlungsleiter Mathias Klasen vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) die Ergebnisse der ersten geheimen Einzelabstimmungen verkündete. Demnach sprachen sich 110 Vertreter für die Abberufung von Bückle als Vorstandsmitglied der Bank aus, aber 244 dagegen. Für die Abberufung von Werner votierten 132 Vertreter, dagegen indes 217. „Sie beide sind heute früh um 8 Uhr wieder in der Bank“, kommentierte Klasen, dass die Anträge des Aufsichtsrats auf Widerruf der Bestellungen der beiden Vorstandsmitglieder abgelehnt worden seien. Pikant: Genauso eindeutig fiel dann im Gegenzug die Abberufung der sieben Aufsichtsräte aus.
Nur Minderheit für Aufsichtsräte
Im Einzelnen gab es für die Abberufung von Rainer Buck 288 Ja-Stimmen (83,24 Prozent) bei 58 Nein-Stimmen. Bei Erhard Holzschuh waren es 278 Ja-Stimmen (79,89 Prozent) und 70 Nein-Stimmen, bei Michael Manz 284 Ja-Stimmen (81,38 Prozent) und 65 Nein-Stimmen, bei Josef Ott 285 Ja-Stimmen (81,66 Prozent) und 64 Nein-Stimmen, bei Monika Schindler 280 Ja-Stimmen (80,69 Prozent) und 67 Nein-Stimmen, bei der bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Christl Schneider 284 Ja-Stimmen (80,91 Prozent) und 67 Nein-Stimmen und bei Arno Stumm 272 Ja-Stimmen (77,94 Prozent) und 77 Nein-Stimmen.
Für eine Verschiebung der Wahl der Aufsichtsräte plädierte Römersteins ehemaliger Bürgermeister und der derzeitige CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth zu vorgerückter Stunde: „Es kann nicht sein, dass wir da heute Abend noch in eine Wahl eintreten.“ Er fürchtete, „dann wählen wir g’schwind, dass wir dapfert voll heimkommed“. Auch der Verbandsdirektor des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Gerhard Schorr, riet dazu, die Wahl besser vorzubereiten und nicht um 3 Uhr morgens durchzuziehen. So endete die Sitzung um 1.45 Uhr.
In der außergewöhnlichen Situation hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (kurz: Bafin) am 13. Dezember Alexander Feucht zum Sonderbeauftragten für die Volksbank Münsingen bestellt. Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ist im Hauptberuf Leiter der Stabsstelle Präventionsmanagement beim Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV). Er überwacht während der Zeit ohne Aufsichtsrat den Vorstand.
Schon Interessenten für freie Posten
In Münsingen soll es schon einige Interessenten für die freien Aufsichtsratsposten geben, ist zu hören. Aufsichtsräte können prinzipiell alle Mitglieder einer Genossenschaft werden – abgesehen natürlich von den Vorstandsmitgliedern. Wenn juristische Personen und Personengesellschaften Mitglieder der Genossenschaft sind, können deren gesetzliche und rechtsgeschäftliche Vertreter (Geschäftsführer, Prokuristen, Handlungsbevollmächtigte einer GmbH) Aufsichtsräte werden. Die Satzung der Volksbank Münsingen sieht allerdings vor, dass Kandidaten am Wahltag das 67. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen. Die Amtszeit beträgt drei Jahre.
24000 Euro für elf Aufsichtsräte
Eine Vorstellung von der Vergütung für das Ehrenamt gibt ein Blick in den Geschäftsbericht der Volksbank Münsingen für 2012: Elf Aufsichtsräte erhielten zusammen im gesamten Jahr etwa 24 000 Euro. Auf der Tagesordnung der außerordentlichen Vertreterversammlung (siehe Zusatz) steht indes auch ein Antrag, diese Vergütung zu erhöhen. Zu wählen sind nach dem Genossenschaftsgesetz mindestens drei Aufsichtsratsmitglieder. Nach der Satzung der Volksbank Münsingen kann das Überwachungsorgan aus maximal zwölf Personen bestehen.
Die erste wichtige Aufgabe des neuen Aufsichtsrats in Münsingen dürfte wohl sein, eine Entscheidung über die künftige Leitung der Bank zu treffen. Denn aktuell besteht der Vorstand des Geldhauses aus vier Mitgliedern: Christian Bückle, Jadranka Werner, Jürgen Bunzendahl und Michael Mayer. Der alte Aufsichtsrat hatte Bückle und Werner Ende November zum 31. März gekündigt und Bunzendahl und Mayer Anfang Dezember eingestellt. Bunzendahl aber soll nach SZ-Informationen wieder von seinem Amt zurückgetreten sein.
Widman sorgt sich um Ruf der Volksbanken
Unabhängig davon, wie die Wahl verläuft: Edwin Widmann befürchtet, dass der Ruf der Volksbanken durch die Querelen in Münsingen gelitten hat. Bis dort Ruhe einkehren wird, werde es noch mindestens ein Jahr dauern.
Die erneute außerordentliche Vertreterversammlung beginnt am Mittwoch, 15. Januar, um 18 Uhr in der Münsinger Alenberghalle. Auf der Tagesordnung stehen die Wahl eines Versammlungsleiters; Wahlen zum Aufsichtsrat, die Änderungen zur Vergütung des Aufsichtsrats sowie dazu, dass es zur Kündigung eines Vorstandsmitglieds einer Dreiviertel-Mehrheit im Aufsichtsrat bedarf.
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Münsinger Volksbank trennt sich von zwei Vorständen
Jadranka Werner und Michael Mayer trennen sich im gegenseitigen Einvernehmen von der Bank
Münsingen / sz Der Aufsichtsrat der Volksbank Münsingen hat das durch die Vertreterversammlung am 11. Dezember 2013 entstandene Thema der personellen Überbesetzung im Vorstand einvernehmlich mit allen Beteiligten gelöst. Wie Werner Hagmaier, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, am Freitag mitteilte, bleibt das bisherige Vorstandsmitglied Christian Bückle im Amt.
Mit den Vorstandsmitgliedern Jadranka Werner und Michael Mayer wurde im besten gegenseitigen Einvernehmen eine kurzfristige Regelung zur Trennung getroffen. Beide standen im Mittelpunkt eines Streits, der seinesgleichen sucht. Wie berichtet, gipfelte er darin, dass sieben Aufsichtsräte den beiden Vorständen Christian Bückle und Jadranka Werner fristlos kündigten und die Aufsichtsräte aber bei einer außerordentlichen Vertreterversammlung ihrerseits abgewählt wurden. Dagegen widerriefen die Vertreter die Kündigung der Vorstände.
Der zweite Vorstandsposten wird zeitnah besetzt. „Mit der nun gefundenen Lösung steht einem Neuanfang für die Volksbank Münsingen nichts mehr im Wege“, teilt die Volksbank mit.
(Erschienen: 28.02.2014 16:15)
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