Betreff: Neuer Vorstand - neuer Wind bis zum FusionsversuchErstes Kapitel – Veränderungen und Zukunftsaussagen
Der erste im elektronischen Archiv der Norderstedter Zeitung – einer Beilage des Hamburger Abendblattes - noch auffindbare Artikel ist aus dem 2002 (Hervorhebungen – fett oder Unterstreichungen – in den Artikeln erfolgen durch den Chronisten; alle Zeitungsartikel sind aus der Norderstedter Zeitung, der Pinneberger Zeitung, beides Beilagen des Hamburger Abendblattes - sofern nicht anders genannt):.
"Gutes Ergebnis für die Norderstedter Bank
Norderstedt -
Die Norderstedter Bank ist mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr zufrieden. Der Vorstand wartete bei der Vertreterversammlung mit positiven Ergebnissen auf. Die wichtigste Erkenntnis: Die vier Geschäftsstellen der Bank werden erhalten bleiben, die Filiale an der Ulzburger Straße wird modernisiert. Damit behauptet sich das örtliche Geldinstitut im härter werdenden Wettbewerb. Auch die Bilanzzahlen können sich sehen lassen: Die Kundeneinlagen sind im Vorjahr im Vergleich zum Jahr 2000 um 6,5 Prozent gestiegen. Die Steigerung liegt um zwei Prozent über dem Bundesschnitt der Volks- und Raiffeisenbanken. Das hat sich auch positiv auf die Bilanzsumme ausgewirkt: Sie lag im Vorjahr bei 359 278 Millionen Mark und damit um 7,4 Prozent über der aus dem Jahr 2000. Am deutlichsten fiel der Zuwachs mit 13,8 Prozent bei den Krediten aus. Stark rückläufig zeigte sich der Handel mit Wertpapieren - die Kurseinbrüche an den Börsen haben sich auch auf das Aktiengeschäft der Bank ausgewirkt und die Kunden zu Zurückhaltung bewogen. Wie im Vorjahr zahlt das Geldinstitut eine Dividende von sieben Prozent. "Wegen der erwarteten moderaten Zinsentwicklung und des vorhergesagten Wirtschaftswachstums rechnen auch wir mit einer weiteren positiven Geschäftsentwicklung", sagte Vorstand Werner Rohlfs.
ms
erschienen am 9. Juli 2002"
Noch im gleichen Jahr fiel die Bank durch folgenden Artikel auf:
"Gebühren steigen um 900 Prozent
Aktienverkäufe - Norderstedter Bank nimmt ihren Kunden jetzt eine satte Provision ab.
Lothar Bentz ist sauer. Der Kunde der Norderstedter Bank ärgert sich über eine gewaltige Gebührenerhöhung von 900 Prozent bei der Provision von Aktienverkäufen. Waren vor dem 10. Juli pro getätigten An- oder Verkauf ein Prozent des Aktienwertes, mindestens aber fünf Euro Provision fällig, so beträgt die Gebühr nun ein Prozent, zumindest aber 50 Euro. Die Norderstedter Bank erklärte, dass wirtschaftliche Gründe für die Erhöhung ausschlaggebend waren. Vorstandsmitglied Werner Rohlfs erläutert: "Zum einen war eine allgemeine Erhöhung ohnehin fällig, und zum anderen müssen die Kosten für diesen Arbeitsvorgang gedeckt werden." Die meisten Aufträge lägen zudem bei über 5000 Euro, Kleinstorder kämen seit dem Niedergang der Telekom-Aktie nicht mehr so oft vor. Ein Argument, das für Lothar Bentz nicht zählt. Er tätigte bis zur Gebührenerhöhung regelmäßig Aktienkäufe über die Norderstedter Bank. "Gerade für kleine Mengen war die Norderstedter Bank mit fünf Euro Provision am günstigsten", erklärt er. Jetzt zählt sie zu den teuersten Anbietern. Das kassieren andere Banken im Kreis Segeberg: . Kreissparkasse Segeberg : ein Prozent, mindestens 15,34 Euro. . Volksbank Segeberg: ein Prozent, mindestens 25 Euro. . Hamburger Sparkasse: ein Prozent, mindestens 12,50 Euro. . Dresdner Bank: ein Prozent, mindestens 25 Euro. . Postbank easytrade: 22,95 Euro. "Als ich den Hinweis zum ersten Mal auf Plakaten im Schaufenster der Norderstedter Bank sah, hab ich das für einen Druckfehler gehalten. Ich dachte, dass aus Versehen 50 statt fünf geschrieben wurde", sagt Lothar Bentz. Im Anschluss ließ er sich die aktuelle Gebührentabelle schicken und diese telefonisch bestätigen. "Ich konnte es einfach nicht fassen. Schließlich zahle ich 50 Euro beim Ankauf und weitere 50 Euro beim Verkauf. Das ist der absolute Hammer!" Auf seine Nachfrage wurden "betriebswirtschaftliche Gründe" genannt, die zur Erhöhung führten, außerdem darauf verwiesen, dass via Internet zu Preisen von 0,5 Prozent, mindestens aber 15 Euro Aktien über die Norderstedter Bank gehandelt werden könnten. Laut Werner Rohlfs verringere sich der Verwaltungsaufwand für Aufträge per Internet, deshalb seien diese billiger. Für Lothar Bentz ist dies trotzdem keine Alternative. "Zum einen hat nicht jeder Internet, und zum anderen ist es auch nicht jedermanns Sache, so sensible Daten über das Internet zu schicken", erklärt er. Die Preiserhöhung hat für ihn deshalb nur eine Konsequenz: Er wird Aktienkäufe nicht mehr über die Norderstedter Bank abwickeln. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen . . .
hpcw
erschienen am 15. August 2002"
Aber schon im nächsten Jahr gab es die übliche Meldung zum Jahresabschluß und zur Dividende, allerdings mit der Ankündigung, dass sich im Oktober ein personeller Wechsel ergeben wird.
"Norderstedter Bank hat zugelegt
Norderstedt -
Die Norderstedter Bank blickt optimistisch in die Zukunft. Während viele Konkurrenten Schwierigkeiten haben, hat die Bank zugelegt und ihre Bilanzsumme gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent auf 193,45 Millionen Euro erhöht. "Das Wachstum liegt um vier Prozent über dem Bundesschnitt der Volks- und Raiffeisenbanken", sagte Vorstand Werner Rohlfs (64).
Das positive Ergebnis sei vor allem auf die überdurchschnittlich gewachsenen Kundeneinlagen zurückzuführen. Im Gegenzug sei das Kreditgeschäft zurückgegangen. Das Geschäft erreiche nach einem Anstieg in den vergangenen Jahren langsam wieder ein normales Niveau.
Die Genossenschaftsbank zahlt ihren Mitgliedern eine Dividende von sieben Prozent auf die Geschäftsanteile.
Die Norderstedter Bank, die 45 Mitarbeiter beschäftigt, wird ihre vier Geschäftsstellen in Norderstedt an der Ochsenzoller Straße, an der Ulzburger Straße, im Herold-Center und in der Moorbek-Passage weiter betreiben.
Werner Rohlfs wird nach 42 Jahren Betriebszugehörigkeit, davon 34 Jahre iim Vorstand, im Oktober in den Ruhestand gehen. Nachfolger wird Prokurist Martin Weber (39).
ms
erschienen am 27. Juni 2003"
Die sieben Prozent Dividende beziehen sich im übrigen natürlich nur auf das gezeichnete Kapital. Unter Berücksichtigung des gesamten Eigenkapitals, das ja die nicht ausgeschütteten Gewinne der Vorjahre mit beinhaltet und das quasi zinslos dem Vorstand der Genossenschaft zum Arbeiten zur Verfügung gestellt wird, läge die Dividende weit entfernt von jeder üblichen Verzinsung eines Sparbuches. - Die Jahresabschlußzahlen, die im Bundesanzeiger veröffentlicht wurden, werden hier noch zu einem späteren Zeitpunkt eingestellt werden.
Im November kam dann ein Artikel zum Wechsel im Vorstand.
"Norderstedter Bank will eigenständig bleiben
Norderstedt -
Die Norderstedter Bank ist dem Wachstum der Stadt gefolgt. Gestartet ist das Geldinstitut mit einer Bilanzsumme von rund acht Millionen Mark, der aktuelle Geschäftsbericht weist rund 200 Millionen Euro aus. Entscheidend zur positiven Entwicklung hat ein Mann beigetragen, der jetzt den Ruhestand genießt: Werner Rohlfs (64) hat nach 41 Jahren seine berufliche Heimat verlassen. 36 Jahre davon hat der Norderstedter im Vorstand mitgewirkt, nun hat er den Vorstandssitz an Martin Weber (39) übergeben.
Rohlfs hat sich seit 1972 vor allem dem Aufbau der Datenverarbeitung gewidmet. Mitgestaltet hat er auch den Ausbau der Geschäftsstellen: Erst betreuten die Mitarbeiter die Kunden an der Ulzburger Straße, dann zogen sie in den Neubau an der Ochsenzoller Straße. Es folgten die Zweigstellen am Herold-Center und in der Moorbek-Passage. Mit der wachsenden Stadt kletterte auch die Zahl der Mitarbeiter von sechs auf 55. Bis 1988 waren die Versammlungen für alle Mitglieder offen. Doch als die Zahl auf 3000 angestiegen war, wurde das, so Rohlfs, urdemokratische Gremium durch die Vertreterversammlung ersetzt. Es gab in der Stadt keine angemessenen Räume für 3000 Menschen.
"Die Arbeit hat mir immer Freude bereitet", sagt der Bankkaufmann, an dem die Mitarbeiter die Kollegialität, die fachliche Kompetenz und die Verlässlichkeit schätzen. Er geht zufrieden in den Ruhestand, schließlich hinterlässt er ein Unternehmen, das nach eigener Aussage gut auf dem schwierigen Geldmarkt positioniert ist. "Fusionsgedanken gibt es bei uns nicht, wir sind ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet", sagt Vorstandskollege Jürgen Blauert (59).
Rohlfs wird nun Zeit haben, um Skat zu spielen und Rad zu fahren. Vor allem aber will sich der Vater dreier erwachsener Söhne um seine drei Enkel kümmern.
ms
erschienen am 18. November 2003
Das Thema „Vorstandswechsel“ erschien dem Redakteur aber offensichtlich zu langweilig, so dass er den Artikel mit der Zeile zur Eigenständigkeit der Bank betitelt. In diesem Artikel wird der ausscheidende Vorstand für seine Arbeit gewürdigt.
Über den neuen Vorstand erfahren die Leser nur, dass er Martin Weber heißt und 39 Jahre alt ist.
Es wird nichts gesagt, dass Herr Weber ursprünglich vom Genossenschaftsverband kommt und dass er nicht in Norderstedt oder im näheren Umfeld ansässig ist. (Stichwort: Verwurzelung in der Stadt – Netzwerke auch außerhalb der offiziellen Bankarbeitszeiten) ansässig ist sondern jedes Mal aus Nordhastedt (Kreis Ditmarschen) die lt Routenplaner gut 100 km in einer guten Stunde anzureisen hat. Eine Residenzpflicht wäre sicherlich nicht unangemessen, denn die Erfahrung zeigt doch immer wieder, dass viele Dinge durch die nebenberuflichen Netzwerke entstehen. Nur wenn keinVorstand mehr vor Ort ansässig ist und in den örtlichen Vereinen oder Gremien tätig ist, dann kann sich auch nichts daraus entwickeln. In Nordhastedt dürfte die Norderstedter Bank eben bei Verfolgung des Regionalprinzips nicht tätig werden. Zudem hat Norderstedt im Speckgürtel von Hamburg ein ganz anderes Potential. – Diese Residenzpflicht wurde in dem Vorstandsvertrag (Mustervertrag des Genossenschaftsverbandes?) vom Aufsichtsrat offensichtlich nicht berücksichtigt und ist es bei Herrn Weber bis heute nicht.
Es wird auch nicht dazu gesagt, ob es eine Ausschreibung für diese Position gegeben hat.
Sehr interessant ist aber die Aussage von Vorstandsmitglied Jürgen Blauert, dass es
keine Fusionsgedanken gebe!
Diese Aussage wird ein Vorstand sicherlich nicht leichtfertig gemacht haben, sondern basiert auf der Erkenntnis, dass die Bank gut mit Eigenkapital ausgestatte sei und vermutlich auch auf einer Planungsrechnung basiert, die die Bank als gut geführtes Unternehmen in die Zukunft hinein gemacht hat.
Auch zur irgendwelchen Einführungen zu Kontoführungsgebühren wird nichts gesagt, obwohl diese dann völlig überhastet und überraschend schon im darauffolgenden Jahr eingeführt werden.
Interessant ist auch der Hinweis auf den Wechsel von der Basis-Demokratie der MItgliederversammlung zur Scheindemokratie der Vertreterversammlung. Es wird schlicht gesagt, daß es angeblich räumliche Gründe waren, die für den Wechsel verantwortlich waren. Es wird der Eindruck erweckt, daß quasi alle Mitglieder immer zu den Mitgliederversammlungen gekommen seien. Dem war aber nicht so! Stattdessen erhalten jetzt ausgewählte Vertreter eine (unzulässige) Dividende in Form eines netten Essens.
Die Überraschung war dann wie gesagt groß, als völlig überhastet Kontoführungsgebühren eingeführt wurden. Warum diese Hast notwendig war, zeigt sich dann im folgenden Jahr. Denn da sollte die Bank mit der Volksbank Elmshorn fusioniert werden – und dabei untergehen - und der Fusionspartner hatte bereits die Kontoführungsgebühren. Eine Annäherung war da zwingend geboten.
Der Vorstand und Aufsichtsrat waren sich offensichtlich bewusst, dass die Aufgabe der Eigenständigkeit der Bank in der Vertreterversammlung nicht mit einer gleichzeitigen Gebühreneinführung zu machen gewesen wäre. Und die wäre unweigerlich gekommen, denn es wäre nicht vorstellbar gewesen, dass alte und neue Mitglieder unterschiedlich behandelt worden wären – obwohl das möglich gewesen wäre.
"Norderstedter Bank: Neue Gebühr verärgert Kunden
Wirtschaft: Das Geldinstitut verlangt ab heute vier Euro im Monat für die Kontoführung
Von Frank Knittermeier
Norderstedt -
"Das ist Grund für eine Kündigung des Kontos", empört sich die Norderstedterin Angelika Schöttler. "Ich bin schon seit 1984 bei der Norderstedter Bank, aber jetzt ziehe ich einen Wechsel in Betracht."
So wie sie haben in den vergangenen Tagen viele der rund 13 500 Kunden der Bank reagiert. Der Grund: Ihnen wurde in der vergangenen Woche per Brief mitgeteilt, daß sie ab heute Kontoführungsgebühren zahlen müssen. Von allen in Norderstedt ansässigen Banken und Sparkassen verzichtet jetzt nur noch die Sparda-Bank auf diese Gebühren.
Für die Kunden der Norderstedter Bank kam die Ankündigung überraschend und sehr kurzfristig. Erst am Freitag, 22. Oktober, wurden die Briefe abgeschickt. Bei den meisten Kunden traf die Benachrichtigung offenbar erst Anfang der Woche ein. Bankvorstand Jürgen Blauert (60) gibt zu, daß diese Informationspolitik "nicht ganz glücklich" gewesen ist: "Diese Briefe sind eigentlich zu spät rausgegangen, es hatte sich alles um einige Tage verzögert."
Im Gegensatz zu den meisten anderen Kreditinstituten ist die bei der Norderstedter Bank eingeführte Kontoführungegebühr zwar noch moderat, trotzdem sind viele Kunden verärgert, weil sie von der Norderstedter Bank einst gerade mit der Aussicht auf die kostenlose Kontoführung geködert worden waren. Vier Euro pauschal müssen die Inhaber von Girokonten ab heute zahlen. Damit sind alle Buchungen abgegolten. Schüler, Studenten, Auszubildende, Wehr- und Zivildienstleistende zahlen auch weiterhin nichts.
"Die Zeit läßt eine kostenlose Führung der Konten nicht mehr zu", sagt Jürgen Blauert. Wegen der "Zinsentwicklung", der wesentlich "höheren administrativen Anforderungen" und dem "verbesserten Leistungsumfang" des Girokontos müßten jetzt Gebühren erhoben werden, heißt es sehr verklausuliert im Banken-Deutsch. Was im Brief an die Kunden des Norderstedter Geldinstituts nicht steht: Wer gegen die Neuregelung Widerspruch einlegt, braucht sechs Wochen lang keine Gebühren zu zahlen - danach werden allerdings die vier Euro pro Monat fällig.
Erst vor wenigen Wochen eröffnete die Norderstedter Bank ihren neuen Geschäftsbau an der Ulzburger Straße als Ersatz für das dort 1963 errichtete Gebäude. Für 1,3 Millionen Euro wurde dort ein kleines Schmuckstück gebaut. Etwa 4500 Konten mit über 20 Millionen Euro an Einlagen verwaltet die Geschäftsstelle.
Die Folgen ihrer Geschäftspolitik in Sachen Kontoführungsgebühren bekam die Norderstedter Bank postwendend zu spüren: Noch in der vergangenen Woche kündigten viele Kunden ihre Konten und wanderten ab. Jochen Blauert gibt zu: "Uns liegen Kündigungen vor."
Der Norderstedter Bluesmusiker Tom Shaka, seit Jahren Kunde der Norderstedter Bank, ist von der Gebühreneinführung nicht überrascht: "Das gehört zur neuen Weltordnung." Uta Gerstendorf ist mit den Leistungen der Norderstedter Bank eigentlich zufrieden. "Aber von den Gebühren bin ich nicht begeistert." Über den "Prachtbau" an der Ulzburger Straße ärgert sich eine Kundin, die nach Kaltenkirchen verzogen ist, der Norderstedter Bank aber die Treue gehalten hat. "Die Gebühren sind jetzt ein Kündigungsgrund für mich."
Nutznießer dieser Situation ist offenbar die erst vor 15 Monaten in Norderstedt eröffnete Sparda-Bank Hamburg. Hier werden keine Kontoführungsgebühren erhoben. "Wir sind in den letzten Tagen fast überrannt worden", sagt Filialleiter Karsten Däding (30). Die Sparda-Bank an der Rathausallee übernimmt die verärgerten Kunden der Norderstedter Bank gerne - auch wenn deren Konto ein Minus aufweist. 2500 Kunden hat seine Bank nach Angaben von Däding in Norderstedt. "Pro Monat kommen etwa 100 neue Kunden hinzu, aber jetzt werden es wohl etwas mehr sein."
erschienen am 1. November 2004"
Über Jahre war die gebührenfreie Kontoführung ein wesentliches Argument bei der Norderstedter Bank sein Konto zu haben und für die Mitglieder war die Übernahme dieser Kosten eine steuerfreie Dividende und diente damit der Förderung der Wirtschaft der Mitglieder. Es schon mehr als erstaunlich, wenn dieses wichtige Werbeargument aufgegeben wird.
Insbesondere wenn gleichzeitig ein Sparda Bank in Norderstedt seine Geschäfte beginnt und mit einem gebührenfreien Konto wirbt. – Die Stadt Norderstedt ist offensichtlich ein attraktiver Bankenstandort, denn sonst hätte die Sparda-Bank – ebenfalls eine Genossenschaftsbank! – nicht die Investitionen auf sich genommen!
Die Mitglieder zahlen nun aus ihrem versteuerten Einkommen die Kontoführungsgebühr. Diese führt zu höheren Gewinnen bei der Bank, die zur Freude des Finanzamtes und der Stadtkasse versteuert werden müssen. Die Mitglieder bekommen faktisch nicht einmal das an Dividende zurück, was sie einbezahlt haben über die Kontoführungsgebühr. Und bei einer Ausschüttung wäre diese Dividende dann wieder steuerpflichtig. - Faktisch wird also Geld durch die Bank gedreht und der einzige Nutznießer ist der Fiskus und die Stadt, denn von höheren Gewinnrücklagen haben die Mitglieder nichts. Bei Ausscheiden aus der Bank erhalten Sie ja nur ihren Anteil ausgezahlt und keinen Anteil auf die verzichteten Gewinnausschüttungen, obwohl auch das möglich wäre.
Es wäre also sinnvoller statt eine Gebühr zu erheben, wenn die Mitglieder mehr Anteile übernehmen würden, denn die Einzahlung ins Kapital führt zu keiner Steuer und auch die Rückführung von Eigenkapital erzeugt keine Steuer.
Vorstand und Aufsichtsrat handeln also zum Schaden für die Mitglieder, nur um ihre Fusion erreichen zu können.
Der Vorstand behält wohlweislich für sich, welches Volumen die Bank verlassen hat. Damit beraubt sich die Bank unter Umständen auch eines Potentials für zukünftige Geschäfte.
Die Überraschung war dann um so größer als kaum zwei Jahre nach der Aussage vom November 2003, dass es keine Fusion geben würde, bekannt gegeben wurde, dass die Norderstedter Bank mit der Volksbank Elmshorn fusionieren solle.
"Genossenschaften bündeln ihre Kräfte
Marktmacht: Volksbank Elmshorn und Norderstedter Bank wollen Fusionieren
Von Nils Baumgarten
Elmshorn/Norderstedt -
Zwei Genossenschaften - eine Partnerschaft: Die Aufsichtsräte der Elmshorner Volksbank und der Norderstedter Bank haben die Weichen für eine Fusion der beiden Geldinstitute gestellt. Vom kommenden Jahr an sollen die Aktivitäten gebündelt werden. Damit entsteht die sechstgrößte Genossenschaftsbank Schleswig-Holsteins. Das Geschäftsvolumen der Elmshorner Volksbank wächst von 370 auf fast 600 Millionen Euro an, die Zahl der Kunden steigt von 40 000 auf mehr als 55 000.
Von einer Übernahme sprechen die Volksbank-Vorstände Christian Scheinert und Christian Kähler dennoch nicht - zumal die Initiative von den Kollegen in Norderstedt ausging. Anlaß für die Partnersuche: Steigende gesetzliche Anforderungen erhöhen den Verwaltungaufwand, eine neue EDV muß her, Firmenkundenbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit sollen intensiviert, eine Immobilienabteilung geschaffen werden. All das war im Alleingang nicht zu schaffen, gesteht Jürgen Blauert, Vorstandsmitglied der Norderstedter Bank, ein. Im Duett werde die Offensive auf dem "interessanten Markt Norderstedt" dagegen viel leichter fallen, meint auch sein Elmshorner Kollege Kähler. "Das paßt ideal zusammen", sagt er.
Die Elmshorner Volksbank ist bereits seit Jahrzehnten mit zwei Filialen - am Harksheider Marktplatz und in der Moorbek-Filiale - in Norderstedt vertreten. Die Norderstedter Bank verfügt über vier Geschäftsstellen und ist daher in ihrem Revier der stärkere Partner. Eben deshalb soll auch der Name "Norderstedter Bank" erhalten bleiben. Zur Schließung von Filialen soll es ebensowenig kommen wie zur Streichung von Jobs. 175 Mitarbeiter beschäftigt die Elmshorner Volksbank, 55 Angestellte sind es bei der Norderstedter Bank. Überflüssig sei niemand, heißt es in der Chefetage, beim gemeinsamen Kampf um Marktanteile werde jede Kraft gebraucht. Erhebliche Rationalisierungseffekte, die bei der Fusion zu Einsparungen führen, erwarten die Volksbanker dagegen auf technischem und organisatorischem Gebiet.
Der Norderstedter Bank-Chef Blauert steht kurz vor dem Ruhestand, sein Vorstandskollege Martin Weber rückt zu Scheinert und Kähler in den künftig dreiköpfigen Vorstand ein. In Elmshorn wurden die Fusionspläne jetzt während einer Vertreterversammlung offiziell vorgestellt. Die Anteilseigner der Norderstedter Bank wurden schriftlich informiert. Im September können auch sie mit Vorstand und Aufsichtsrat diskutieren. Bis dahin sind aus den ersten Sondierungen offizielle Verhandlungen geworden. Um ein böses Erwachen aus den Fusionsträumen zu verhindern, haben sich die künftigen Partner bereits intensiv "beschnuppert". "Wir haben schon gegenseitig die Bücher geprüft", sagt Scheinert.
erschienen am 20. August 2005"
Plötzlich ist Vorstand Blauert (und auch sein Kollege Weber) überzeugt, dass es nicht ohne Fusion ginge. Die Veröffentlichung ist ja erst dann gemacht worden, als die Verhandlungen schon abgeschlossen waren. Es wurde bereits seit spätestens Anfang des Jahres offiziell verhandelt („intensiv beschnuppert“), so dass die Aussage, es würde keine Fusion geben, nicht einmal 1,5 Jahre gehalten hat. Als guter Bänker hätte es der Vorstand also schon damals absehen können und müssen, denn die als Fusionsgründe genannten Dinge wie die hier einzig genannten gestiegenen gesetztlichen Anforderungen und Investitionen in die EDV kommen ja nicht überraschend, sondern zeichnen sich schon seit Jahren ab.
Interessant, dass die die Initiative für die Aufgabe der Selbständigkeit der Bank von dem Vorstand der Norderstedter Bank ausgegangen sein soll.
Die Aussage „Im September können auch sie (Anmerkung: die Anteilseigner) mit Vorstand und Aufsichtsrat diskutieren.“ weist darauf hin, dass die Sache ja noch durch die Vertreterversammlung abgesegnet werden muß. Es darf also diskutiert werden, aber eine andere als die vomVorstand und Aufsichtsrat vorgegebene Entscheidung soll es wohl nicht geben. Im übrigen sind mit Anteilseigner auch nur die Vertreter gemeint. Die über 3.000 Mitglieder können dazu dann nichts mehr sagen.
Im übrigen hatte bis dahin auch noch keine Vertreterversammlung stattgefunden. Das ist ein eklatanter Satzungsverstoß, denn laut Satzung hat die Vertreterversammlung im ersten Halbjahr stattzufinden. Offensichtlich wollte der Vorstand nicht erst berichten, dass die Bank gut da stehe und erneut eine Dividende ausschütten kann, um dann mit den gleichen Zahlen eine Fusion begründen zu müssen. – Es bleibt aber festzuhalten:
Vorstand und Aufsichtsrat verletzen die Satzung mit der verspäteten Durchführung der Vertreterversammlung.
Und es sei noch einmal betont: es geht nur um die Einsparungen auf „technischen und organisatorischen Gebiet“. Dabei ist der Begriff „organisatorisch“ ein Gummibegriff, denn er beinhaltet auch personelle Konsequenzen, denn der Kündigungsschutz für die Mitarbeiter ist kurz und es besteht immer das Risiko innerhalb des nun sehr großen Filialnetzes in eine weit entfernte Filiale versetzt zu werden. Auf diese Art kann man dann die Mitarbeiter veranlassen, von sich aus zu gehen.
Was auch nicht gesagt wurde ist, dass der Sitz der Bank und damit der Sitz des Vorstands im (für Norderstedt entfernten) Elmshorn sein wird. Die Norderstedter Bank wäre dann eine Filiale wie jede andere und hätte nicht mehr den Vorteil des persönlichen Kontakts mit den Vorständen und den Vorteil der schnellen Entscheidung. Denn im Zweifel muß alles über Elmshorn über zwei Vorstände und eventuell über den dortigen Aufsichtsrat laufen.
Es wird vom Vorstand der Volksbank gesagt, dass es eine Übernahme sei – auch wenn versucht wird, es hier anders darzustellen. Auch der Redakteur schreibt von dem neuen Bilanzvolumen der Elmshorner Volksbank. Faktisch wäre die Eigenständigkeit der Norderstedter Bank nach über 100 Jahren verloren gegangen und die von der Mitgliederzahl sehr viel kleinere Norderstedter Bank in der Mehrheit der Mitglieder der Volksbank Elmshorn untergegangen. Für die Aufgabe einer wertvollen Vollbanklizenz hätte die Mitglieder nichts erhalten.
Auch nicht gesagt wurde, dass die überhastete Einführung der Kontoführungsgebühren im November notwendig war, damit beide Banken diese Gebühr haben. Eine Zustimmung zur Fusion mit gleichzeitiger Kostensteigerung wäre wohl erst recht nicht zustimmungsfähig gewesen.
Selbstredend werden auch Alternativen nicht diskutiert, die für die Mitglieder der Norderstedter Bank besser hätten sein können, z.B. ein Verkauf.
Es wird zwar gesagt, dass Vorstand Blauert in den Ruhestand treten solle, aber es wird nicht gesagt, dass er dafür noch ein flotte sechsstellige Abfindungen erhalten sollte.
In der Folge ist es aber dann doch nicht so ruhig geblieben, wie sich das Vorstand und Aufsichtsrat vorgestellt haben, so daß der Fusionsversuch kläglich gescheitert ist. Vorstand und Aufsichtsrat wurden davon völlig überrascht.
Dazu dann aber später mehr und dann auch mit den Schreiben mit denen Vertreter und Mitglieder nicht etwa umfassend über die Situation der Bank aufgeklärt werden, sondern aufgrund Vorspiegelung falscher Tatsachen ein Bild erweckt wird, dass die Fusion der richtige – weil einzig beschriebene – Weg sei.