Betreff: Ein Fall aus dem Handbuch für PrüferlehrlingFür den Fall, dass ein Firmenkunde der VR-Bank Fichtelgebirge wirtschaftliche Probleme hat, gibt es Lösungsansätze; Man läßt sich von der aufgeklärten Masse der Vertreter in den Aufsichtsrat wählen. Das hat den besonderen Charme, dass man als neues Aufsichtsratsmitglied nicht mit den Verfehlungen der alten Aufsichtsräte belastet ist. So dass der amtierende Vorstand, um der Zustimmung zum Vertuschen der alten Probleme willen, bereit ist hier grosszügige Zugeständnisse hinsichtlich des eigenen Kreditengagments zu machen. Immer noch nach dem altbewährten System "eine Hand, wäscht die andere". Das kann in der Praxis so ausschauen:
Vorstand zum neuen Aufsichtsrat: Wir haben da eine paar kleine Problemchen, die wir nicht an die Öffentlichkeit tragen wollen - sie wissen schon wegen des Imageschadens für unsere Bank.
Der neue Aufsichtsrat: Ja aber es ist doch meine Pflicht als Aufsichtsrat die Arbeit des Vorstands zu überprüfen und zu kontrollieren, ích möchte doch noch in den Spiegel schauen können.
Der Vorstand: Lieber Aufsichtsrat, das ist doch ganz einfach, wir erhöhen die Kreditlinien für ihren Firmenkredit und setzen die Zinsen runter. Das ist eine ganz einfache mathematische Gleichung. Wir setzen auf der einen Seite rauf und auf der anderen Seite runter, so hat sich im Prinzip überhaupt nichts verändert. Wenn sie dieses Prinzip nicht verstehen und immer noch in den Spiegel schauen wollen, dann gibt es auch hier eine Lösung. Wir kaufen ihnen auf Bankkosten einen Spiegel, der nichts spiegelt, sondern wunderbare Bilder über die Tugenden die in unserer Bank herrschen an die Wand projezieren.
Der neue Aufsichtsrat: Das ist ja alles gut und schön. Aber wenn der Genossenschaftsverband zur Prüfung kommt und unser "Händewaschen" überprüft?
Der Vorstand: Da brauchen sie überhaupt keine Bedenken haben, ich bin doch der Statthalter des Genossenschaftsverbandes hier im Fichtelgebirge und habe die Erlaubnis zu tun und lassen was ich will. Ich kann Bankvermögen verschenken, ich kann die Mitglieder und Kunden belügen, dass die Balken sich biegen, ich kann hier auf Strahlemann machen, die Mitarbeiter mobben, die Bilanzen fälschen, ich weiß gar nicht was ich eigentlich nicht kann. Der Genossenschaftsverband ist nämlich froh, dass er den wahrscheinlich besten Prüfer Bayerns weggelobt hat. Ich darf hier weiter mein Unwesen treiben, was ich schon als Prüfer ausgiebig praktiziert habe.
Der neue Aufsichtsrat: Ja lieber Vorstand, da kann ich mich ja ganz und vollkommen auf sie verlassen. Da brauch mir wegen meiner wackligen Firmenkredite keine Sorgen zu machen. Wie heißt es so schön; Ein gutes Gewissen ist ein schönes Ruhekissen.
Aber ich hab da wie Boris Becker mal eine Frage: Um so einen Aufstieg zu erreichen, was muss man da gelernt oder studiert haben? Da muss man doch ein heller Kopf sein, man fällt doch nicht mir nix dir nix die Treppe rauf.
Vorstand: Da überschätzen sie aber die Anforderungen die man braucht ganz gewaltig. Ich erzähl ihnen mal wie das geht. Da war mal ein kleiner Bauernbub, der Vater hatte gute Kontakte zum Raiffeisenrechner, so dass dieser ihn als Lehrling einstellte. Während seiner Lehrzeit musste er zwar meistenteils das Lagerhaus aufräumen und zusammenkehren. So dass er nach Abschluss der Gehilfenprüfung dem verträumten Dorf den Rücken kehrte und in der großen Stadt bei einem Verein namens Genossenschaftsverband anheuerte. Der Bauernbub diente sich verblüffender weise ganz schnell hoch. Denn er führte alle Befehle und Anweisungen ohne darüber nachzudenken aus. Egal, ob dabei anderen geschadet wurde oder nicht, wichtig war der Dienstherr war immer zufrieden und konnte sich auf ihn total verlassen. Er macht einen kurzen Lehrgang und ward in die heile Bankenwelt als Vereinsprüfer hinausgeschickt. Da unser Bauernbub mit einer gewissen Bauernschläue gesegnet war, kam er flugs auf die Idee, die Fehler der zu Prüfenden nicht weiter zu melden, sondern schön in seiner Brotzeittasche zu sammeln. Man kann ja nie wissen, für was man das mal brauchen kann. Und so kam, wie es kommen musste. Zu einem ihm gelegenen Zeitpunkt packte unser Genius seine Brotzeittasche aus und holte all die vergammelten Sachen heraus. Diese legte er den bösen Buben vor und drohte, wenn ihr den Platz für mich nicht räumt, dann müsst ihr dieses Dreckszeug selber essen. Da war sogar den Bösen schlecht und sie verließen die ungastliche Stelle. So wurde der Bauernbub zum Shooting-Star. Leider verblassen manche Sterne sehr schnell und werden durch die Hitze, welche durch die Reibung entsteht, wenn man zwischen den Stühlen sitzt, ganz schnell zum Verglühen gebracht.
Der Aufsichtsrat sitzt mit ungläubigen Staunen da und fragt.
Herr Vorstand kennen sie jemand, auf den diese Geschichte passt?
Der Vorstand; Warum glauben sie denn, warum ich diese Geschichte so gut kenne.
Ich, Johannes , bin der verglühte Stern am Genossenschaftshimmel und wenn man verglüht ist wird man garnicht mehr wahrgenommen. Aber bitte nichts davon dem Wunsiedler-Kreis erzählen,. die hängen sonst alles wieder gleich an die große Glocke.